Frankfurter Arbeitskreis für Psychoanalytische Pädagogik e.V.

Insitut für Weiterbildung und Forschung in Psychoanalytischer Pädagogik und Sozialer Arbeit

16. Fachtagung (2015) Unheimlich verlockend – Zum pädagogischen Umgang mit Sexualität

Samstag, 14. November 2015

Institut für Sonder- und Heilpädagogik der Goethe-Universität Frankfurt

Unheimlich verlockend – Zum pädagogischen Umgang mit Sexualität

16. Fachtagung, 14. November 2015

Mit Vorträgen von

Prof. Dr. Thilo M. Naumann
Kindliche Entwicklung und Pädagogik in der heterosexuellen Matrix

Prof. Dr. Ilka Quindeau
Rätselhafte Botschaften – das Sexuelle in der Interaktion von Kindern und Erwachsenen

Dr. des. Julia König
Lust an der Grenze. Verführungsszenen mit Kindern und Erwachsenen im pädagogischen Alltag

und Arbeitsgruppen

 

Sollen Kinder sich nackt zeigen? Wie intensiv und wie offen dürfen sie mit dem eigenen Körper und dem der anderen spielen? Welche kindliche Lust und welche Scham erscheinen angemessen oder übertrieben? Dürfen Jugendliche ihre PädagogInnen verführen? Nur in Gedanken. Und mit ihnen flirten? Sollten sie eher nicht, tun sie aber manchmal. Was erlaubt ist und was nicht, ist nur begrenzt gesetzlich, professionsethisch oder konventionell geregelt und muss stets neu ausgehandelt werden.

Denn gesellschaftliche Übereinkünfte sind nicht eindeutig und wandeln sich. So hat sich mit den Debatten über Missbrauch und Pädophilie eine neue Prüderie entwickelt. Gegenläufig dazu sind über das Internet pornografische Inhalte auch Kindern und Jugendlichen frei zugänglich.

Kinder sind von Anfang an sexuelle Wesen und entwickeln ihre sinnlich-erotischen Strebungen in Beziehung zu ihren Eltern und der Umwelt. Die körperlichen Empfindungen werden begleitet von Gefühlen, Wünschen und Phantasien, die als lustvoll aber auch bedrohlich erlebt werden. Auch  Erwachsene können davon irritiert und verunsichert werden. Sie wirken aber darauf ein, wie Kinder und Jugendliche sich ihren sexuellen Körper aneignen und erleben.

Sexuelle Themen berühren das Schutz bedürftige Intime der Anderen sowie den Rahmen von Institutionen. Wie sollten Eltern oder Fachkräfte mit der Sexualität von Kindern oder Jugendlichen umgehen? Worüber muss und darf man sprechen? Wo müssen Grenzen gezogen werden? Was wird akzeptiert, was wird abgelehnt?

Wie keine andere Fachrichtung hat die Psychoanalyse die Bedeutung des Sexuellen in der psychischen Entwicklung herausgearbeitet. Reflexion und Integration sexueller Strebungen sind zentrale Aspekte ihrer Theoriebildung und ihrer therapeutischen und pädagogischen Praxis. Die Tagung knüpft an dieses Wissen an. Sie soll eine Auseinandersetzung mit Sexualität von Kindern und Jugendlichen in der Pädagogik ermöglichen und Impulse für die professionelle Arbeit geben.

 

Veranstaltungsort Tagung:

Goethe-Universität, Campus Westend,
Theodor-W.-Adorno-Platz 1, 60323 Frankfurt a.M. (HZ und PEG)

Anmeldung: bis 14.10.2015 an:

FAPP – Myliusstraße 20, 60323 Frankfurt a.M.
E-Mail: sekretariat@fapp-frankfurt.de

Die Akkreditierung der Tagung ist beim
IQ-Hessen und bei der LPPKJP Hessen beantragt

 

Kosten:
Tagungsgebühr 95,- €
FAPP-Mitglieder und Studierende 45,- €
FAPP-WeiterbildungsteilnehmerInnen: kostenlos
Gemeinsames Abendessen im Uni-Gästehaus je 25,- €

 

Begleitendes Filmprogramm

Filme zu Identität und Sexualität

12.11.2015, 18.30, Filmforum Höchst

„XXY“  –  Lucia Puenzo, Argentinien 2007, 87 Minuten, OmU

Alex ist bereits 15 und von Natur aus beides: Junge und Mädchen. Sie lebt zunächst mit ihren Eltern als Mädchen an einer einsamen Küste in Uruguay. Der Vater möchte, dass sie selbst über ihr Leben entscheidet, die Mutter erwägt eine Operation und hat deshalb einen bekannten Chirurgen mit Frau und Sohn eingeladen. Alex hat sein erstes sexuelles Erlebnis als Junge mit dem Sohn des Chirurgen, den er zum Sex verführt. Da Alex intersexuell ist, bekommt die Suche nach Identität hier eine besondere Brisanz.

 

13.11.2015, 18.30, Filmforum Höchst

„Tomboy“ – Celine Sciamma, Belgien 2011, 82 Minuten (OmU)

Wenn man sie anschaut, ist nicht zu erkennen, ob die 10-jährige Laure ein Junge oder ein Mädchen ist. So kann sie sich nach dem Umzug in den neuen Wohnort den anderen Kindern problemlos als Michael vorstellen. Einen Sommer lang spielt sie lustvoll mit den Geschlechtergrenzen: Sie tobt und balgt mit den Jungen, beginnt eine zarte Beziehung zu Lisa und kann ihre neue Identität ohne Wissen der Eltern fast bis zum Schulanfang mit all ihren Ambivalenzen aufrecht erhalten.

In AG 8 der Tagung treten wir anhand ausgewählter Szenen aus dem Film „Tomboy“ in einen imaginären Dialog mit den Protagonisten und setzen uns auseinander mit unseren Gefühlen, Sehgewohnheiten und Erwartungshaltungen auch in Hinblick auf unsere pädagogische Praxis.

Besucher der Tagung können unter Vorlage der bestätigten Tagungsanmeldung diesen Film kostenlos sehen.

Ansonsten beträgt der Eintritt 7 €

Veranstaltungsort Filme: filmforum Höchst, Emmerich-Joseph-Str. 46 a

von S-Bahn S1/S2 ca. 3 Min. Fußweg, Parkmöglichkeiten auf dem Höchster Marktplatz

www.Filmforum-höchst.de

Arbeitsgruppen:

 

 

AG 1 Claudia Burkhardt-Mußmann
„Konrad“, sprach die Frau Mama, „ich geh‘ aus, und du bleibst da“  Überlegungen zum spielerischen Umgang mit der Sexualität

AG 2 Karin Flaake (entfällt)
Veränderte Geschlechterbeziehungen in Familien und neue Entwürfe von Weiblichkeit und Männlichkeit bei Töchtern und Söhnen

AG 3 Svenja Heck
Sexualität bei geistig behinderten Kindern und Jugendlichen

AG 4 Julia König (entfällt)
AG zum Vortrag

AG 5 Thilo M. Naumann
AG zum Vortrag – Sexuelle Orientierung und Familie – von traditionellen, egalitären und Regenbogenfamilien

AG 6 Bernadette Neuhaus und Ilse Weißert
Sexuelle Identitätsprozesse im Fim „Tomboy“

AG 7 Horst Nonnenmann und Birgit Wieland
„Ich bin doch keine Bitch!“ Über den Umgang mit Sexualität in der Psychoanalytischen Sozialarbeit im stationären Bereich anhand von Fallvignetten

AG 8 Gerhild Ohrnberger
Gruppe zur Tagung. Kognitives Verstehen und emotionale Resonanz

AG 9 Ursula Pforr und Ulrike Schaab
„Muss das auch noch sein?“ Sexualität, Kinderwunsch und Elternschaft bei Menschen mit einer geistigen Behinderung

AG 10 Beate Ritter und Klaus Wagner
Die Mutter und ihr autistischer Sohn. Verführung und Abwehr der Sexualität. Eine Fallvignette

AG 11 Inken Seiffert-Karb
Ein „unauferregtes“ Verhältnis?! Zu einem natürlichen Umgang mit frühkindlicher Sexualität