Psychoanalytisch orientierte Traumapädagogik für Fachkräfte der Sozialen Arbeit und Pädagogik
Ein Trauma bezeichnet in der psychoanalytischen Literatur ein Erlebnis, das so intensiv ist, dass es die psychischen Verarbeitungsmöglichkeiten übersteigt. Das angegriffene Ich büßt seine psychische Kraft ein. Eine typische Folge dieser Erfahrung von Hilflosigkeit und Ohnmacht ist die Unterwerfung unter das zerstörerisch erlebte Objekt oder Ereignis und die Identifizierung mit diesem. Die seelische Erschütterung und die sie begleitende innere Leere sowie Scham- und Schuldgefühle lassen sich aber auf diese Weise nicht dauerhaft bewältigen. Das führt dazu, dass das traumatische Geschehen in der Phantasie oder auch in der Realität wiederholt werden muss. Dies kann durch Inszenierungen geschehen, die der einstmals verletzenden ähnlich sind, in denen aber möglicherweise auch die Rollen anders verteilt sind, so dass das einst Erlittene nun aktiv anderen zugefügt wird. Traumata im frühen Kindesalter prägen nicht selten die gesamte kindliche Entwicklung.
Fachkräfte in der Pädagogik und Sozialen Arbeit sind oft mit derartigen Verarbeitungsversuchen und Bewältigungsstrategien konfrontiert oder in sie einbezogen. Die Fortbildung soll Grundkenntnisse über Traumata vermitteln, für Traumafolgen sensibilisieren und praxisbezogene Interventionen und Haltungen zur Unterstützung von seelischer Reifung und Bewältigung anhand von Beispielen aus der Praxis vorstellen.
Ziele der Fortbildung
Neben grundlegenden Kenntnissen von Ursachen und verschiedenen Formen von Traumata sowie einer psychoanalytisch-pädagogischen Wahrnehmungs- und Reflexionshaltung ist es für Fachkräfte, die mit traumatisierten Menschen arbeiten, wichtig, einen konstruktiven Handlungszugang zu den KlientInnen in vielfältigen Situationen zu finden:
- Entwicklung von psychoanalytisch-pädagogischen Verstehenszugängen und von angemessenen Handlungsmöglichkeiten im Kontext von Traumata.
- Erkennen der eigenen Rolle und ihrer Bedeutung für die professionelle Beziehung.
- Nutzung der persönlichen Gedanken, Phantasien und Gefühle der PädagogInnen als Erkenntnisinstrumente.
- Erkennen der Bedürfnisse der KlientInnen sowie der bewussten/unbewussten Motive ihres Handelns.
- In-Bezug-Setzung des konkreten pädagogischen Handelns und psychoanalytisch-pädagogischer Reflexion.
- Empathie und Introspektion als Teil eines reflexiven Arbeitskonzeptes.
- Verstehen individueller und interpersoneller Konflikte in sozialen und pädagogischen Kontexten unter Berücksichtigung traumaspezifischer Besonderheiten.
Die Fortbildung wendet sich an
PädagogInnen, LehrerInnen, PsychologInnen, SozialpädagogInnen, SozialarbeiterInnen sowie ErzieherInnen und in anderen sozialen Berufen Tätige.
Abschluss: qualifiziertes Zertifikat.
Termine (jeweils von 10-17.30 Uhr)
- 1. Seminartag am 21.09.2024
Grundkenntnisse zur Entstehung von Traumatisierungen, Konzepte und Definitionen
Referent: Joachim Heilmann - 2. Seminartag am 22.09.2024
Grundlagen der psychoanalytischen Traumapädagogik, Interventionen und Haltungen
Referentin: Prof. Dr. Marga Günther - 3. Seminartag am 05.10.2024
Bindung und Trauma, Entstehung von Bindungsströungen un Bindungstraumata
Referentin: Prof. Dr. Anke Kerschens - 4. Seminartag am 06.10.2024
Trauma und Migration
Referent: Hauke Witzel - 5. Seminartag am 02.11.2024
Trauma und Geistige Behinderung
Referentin: Ursula Pforr
Flyer Fortbildung Psychoanalytisch orentierte Traumapädagogik
Ort
Die Fortbildung findet in den Räumen des Sigmund-Freud-Instituts Frankfurt am Main, Myliusstraße 20, 60323 Frankfurt am Main, statt.
Kosten
Der Fortbildungsbeitrag beträgt 750 € (für alle fünf Tagestermine, jeweils 10:00 – 17:30 Uhr) und ist vorab mit der Anmeldung zu zahlen. Eine Rechnungsstellung an den Arbeitgeber unter Angabe der relevanten Daten ist ebenfalls möglich.
Leitung
Prof. Dr. Anke Kerschgens
Professorin für Psychologische Grundlagen der Sozialen Arbeit
und
Joachim Heilmann
Diplompädagoge
Psychoanalytischer Pädagoge
Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut (TP)
Anmeldung im Sekretariat